Stinstedt. Die Jäger, die Landwirte und der Nano aus Stinstedt ziehen an einem Strang, wenn es darum geht die heimischen Wiesenvögel zu schützen. Seit zwei Jahren ist der Verein „Nachhaltiger Norden“ mit Sitz in Stinstedt aktiv, um für die stark gefährdeten Vögel ein angemessenes Biotop zu schaffen. Um das Projekt realisieren zu können, wurden Gelder beantragt und die Bewilligung der LEADER- Fördermittel (Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raumes) brachte den Verein einen Schritt weiter. Der Nano hatte sich im Jahre 2017 zusammengesetzt, um sich für die nachhaltige Entwicklung der Region einzusetzen. Auf ca. 700 Hektar in der Stinstedter Feldmark legte man zwei Gebiete fest, die durch gezielte Maßnahmen verbessert wurden. Eine Umsetzung der vielen guten Ideen der Umweltschützer konnte nur gelingen, wenn sich auch die örtlichen Landwirte und Jäger beteiligten. „Ohne die Zusammenarbeit mit der Dorfbevölkerung können wir nichts erreichen,“ stellte Nano Vorstandsmitglied Torben Lafrenz fest und war begeistert, dass ausnahmslos alle wirtschaftlichen Betriebe ihre Mithilfe anboten. Um sich einen Überblick über den Bestand zu verschaffen, wurden Informationen gesammelt. Wo halten sich die Wiesenvögel auf und wo brüten sie, waren die wichtigsten Fragen der Nano Mitglieder. „Eine Heidenarbeit für uns, die sich aber gelohnt hat,“ erklärte Torben Lafrenz, der selbst auch Kontakt zu den Landwirten aufnahm und sie für das Projekt sensibilisierte. Im Wiesenvogelland konnten 30 Brutpaare, trotz intensiver Bewirtschaftung, gezählt werden. Einige Nester wurden markiert und mit Funkkameras ausgestattet.

Die Bauern hatten sich bereit erklärt, die Flächen schon sehr früh zu bearbeiten, damit dann Anfang April, wenn die Legesaison der Wiesenvögel beginnt, alles fertig war. „Das war eine spannende Zeit. Am frühen Morgen hat man gleich nachgeschaut, ob es den Nestern gut geht oder das Raubwild am Werk war,“ berichtete Torben Lafrenz. Auch im Bereich Kitzrettung klappte die Zusammenarbeit zwischen den Landwirten und dem Nano. Klaus Müller und Mathias Schorn waren die Vorreiter, wenn es darum ging, morgens um 4:00 Uhr mit den Wilddrohnen die Flächen nach Jungtieren abzusuchen. „Die Landwirte haben inzwischen ein Gespür entwickelt, wo sich die Wiesenvögel aufhalten und sorgen für deren Sicherheit,“ versicherte Torben Lafrenz „einige Bauern verzichten komplett auf die Bodenbearbeitung, um die Brut nicht zu gefährden.“ Aus Sicht der Umweltschützer fehlt es an guten Förderprogrammen für die beteiligten Bauern. „Der Niedersächsische Weg“, bei dem sich vertraglich die Landesregierung, das Landvolk, die Landwirtschaftskammer, die Natur- und Umweltverbände verpflichtet haben Ressourcen zu schaffen, müssten in die Verantwortung gezogen werden. Es fehlen angemessene Projekte, wo kurzfristig und flexibel für die landwirtschaftlichen Betriebe Gelder fließen. Die Bauern bräuchten Programme, bei denen sie sich nicht über mehrere Jahre binden, sondern nur für das laufende Wirtschaftsjahr Ausgleichszahlungen erhalten, wenn sie beispielsweise landwirtschaftliche Flächen kurzfristig aus der Bewirtschaftung nehmen müssen. Die Wiesenvögel bevorzugen flache, feuchte Grün- und Ackerlandflächen mit lückenhaftem Bewuchs. Diese Flächen gibt es ausreichend in Stinstedt. Die „Kümmerer des Ortes“, wie man die Mitglieder des Stinstedter Nano nennen könnte, kennen ihr Schutzgebiet genau und können eine positive Entwicklung verzeichnen. „Dank der konsequenten Bejagung des Raubwildes durch die ansässigen Jäger haben die Wiesenvögel zusätzlich wieder eine Chance zum Überleben. Es können sich Kiebitze und Brachvögel wieder vermehren,“ erklärte Torben Lafrenz und ist überzeugt davon, dass sich der Bestand in den nächsten Jahren vervielfacht.

Elke Morjan/Armstorf