Jedes Jahr stellen sich Jagdpächter und Jäger die Frage, ob eine Bewegungsjagd stattfinden soll. Auch die Anzahl der geladenen Gäste stehen zur Diskussion im Raum. Geht die Jagdgemeinschaft alleine los oder möchte man im großen Rahmen eine Treib- oder Drückjagd durchführen. Das Thema über die Sinnhaftigkeit der Jagd spaltet allgemein die Gesellschaft in unserem Lande. Jäger weisen auf die Notwendigkeit dieser Jagdformen und nennen Argumente wie: Regulierung des Bestandes zum Schutz des Waldes vor Wildschaden. Gegner sehen eher, dass das Jagen das Ökosystem Wald stört und den Tieren viel Stress und Leid zufügt. Zwei Meinungen, die aufeinanderprallen und für viel Gesprächsstoff sorgen. Fakt ist aber, dass gerade Wildscheine und Rehe sich in unserer Kulturlandschaft stark vermehren. Die Winter sind meistenorts durch die Klimaerwärmung so warm, dass es zu keinen nennenswerten Verlusten in den Beständen mehr kommt. Trotz der starken Ausbreitung der Wölfe in den Waldgebieten dezimiert sich die Anzahl des Schwarzwildes nicht signifikant. Deshalb müssen die Jäger um eine vertretbare Population sorgen. Darüber hinaus bedeutet die Jagd aber auch die Fortsetzung einer langen und bewährten Tradition, die für einen waidgerechten Umgang mit dem Wild steht. Die überlieferte Jagdkultur muss bewahrt und gepflegt werden. Für eine artgerechte Ausübung der Jagd treffen jedes Jahr die Revierinhaber der Jagdgemeinschaft Armstorf (Hegering 2) der Jägerschaft Cuxhaven/Hadeln ihre Vorbereitungen. Am Jagdtag werden die Verantwortlichen eingewiesen und die Jagdgäste über den Verlauf des Jagdtages informiert. Danach erfolgt die Begrüßung durch die anwesenden Jagdhornbläser. Mit geeigneten Fahrzeugen geht es dann ins Revier.
Um die Mittagszeit treffen sich alle Treiber, Jäger und Hundeführer zum gemeinsam Schüsseltreiben. Seit mehr als 50 Jahre ist es in Armstorf Brauch, dass ein Lagerfeuer in einer ehemaligen Sandkuhle angezündet wird. Strohballen dienen als Sitzmöglichkeiten für die Jagdgesellschaft. Für das passendes Ambiente sorgt schon seit mehr als 30 Jahren Waidmann Klaus Wiesen, der inzwischen mit seinen 90 Jahren Unterstützung von seinen Enkeltöchtern bekommt. „Es ist immer ein besonderes Erlebnis bei der Treibjagd in Armstorf,“ erklärt ein Jagdgast und freut sich über die heiße Erbsensuppe, die ihm angereicht wird. Die jagdliche Gemeinschaft wird auch durch das Dabeisein der Revierinhaber-Frauen beim Schüsseltreiben geprägt. Sie bringen die heiße Erbsensuppe vor Ort und kümmern sich um die Verpflegung der anwesenden Jäger. „Auch wenn die Strecken in den letzten Jahren zurück gegangen sind, möchten wir auf unsere Treibjagden nicht verzichten,“ gibt HL Klaus-Dieter Hoops bekannt „uns geht es um die Gemeinschaft und den Zusammenhalt in unserer Jägerschaft.“ Am Ende eines Jagdtages steht das Streckelegen im Revier mit der letzten Ehrerbietung für das erlegte Wild. Die Jagdhornbläser spielen „Jagd vorbei“ und „Halali“ bevor sich die Jagdgesellschaft auflöst.
Elke Morjan/ Armstorf