Jagdhornblasen mit Hindernissen in der Jägerschaft Land Hadeln/Cuxhaven e.V. Auch in der Welt des Jagdhornblasens hat das Wort des Jahres „Corona-Pandemie“ bleibenden Eindruck hinterlassen und nicht nur das. Denn Jagdhornblasen ist ja nicht nur Bestandteil des Brauchtums bei der Jagddurchführung, sondern spielt auch in der Öffentlichkeitsarbeit unserer Jägerschaften eine nicht unerhebliche Rolle. Nicht nur das Blasen auf dem Jägertag fiel im letzten Jahr ersatzlos aus, sondern auch eine Vielzahl von weiteren Auftritten, einschließlich die Hubertusmesse unserer Jägerschaft Anfang November in Nordleda. Ein erster Silberstreif am Horizont Ende des letzten Jahres aufgrund der Freigabe von Impfstoffen, lässt hoffen, dass der Corona-Spuk bald vorüber ist.
In ersten Ansagen im Frühjahr 2020, unmittelbar im Zuge des ersten Lockdowns, schrieb man dem Hornblasen noch eine mächtige Aerosol-Wolke zu, die bei einem Waldhorn/Parforcehorn einen Abstand von bis zu 12 m hinter dem Schalltrichter forderte. Erst von namhaften Berliner Orchestern in Auftrag gegebene, wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass diese Hörner nicht einmal ein 50 cm hinter dem Schalltrichter positioniertes Kerzenlicht zum Flackern bringen. Damit reduzierte sich der Sicherheitsabstand über den Sommer beim aktiven Blasen auch auf das uns allen bekannte, empfohlene Maß von 1,5 m zwischen zwei Personen. Aus Sicherheitsgründen wurde dieser Abstand später im LJV Niedersachsen e.V. für Jagdhornbläser*Innen auf 2 m erhöht (Stand 22. Okt. 2020),in LJV Hessen e.V. sind es sogar 3 m.
Dies galt mit Beginn der dunklen Jahreszeit ebenso für ein Blasen in geschlossenen Räumen. Aber wie groß muss ein Raum sein, um mehr als 10 Bläser*innen ein Üben zu ermöglichen? Erste Wahl war ja im Sommer das Üben im Freien. Bei angenehmen sommerlichen Temperaturen war dies kein Problem und wo sich entsprechende Rahmenbedingungen boten, wie eine große Hofanlage oder eine Waldlichtung, haben einige Bläsergruppen diese Möglichkeit tatkräftig genutzt. Manch ältere Bläser*innen und weitere, die sich einem möglichen Ansteckungsrisiko nicht aussetzen wollten, haben es jedoch -für mich völlig nachvollziehbar -auch vorgezogen, bereits mit dem ersten Lockdown über das ganze Jahr nicht mehr an gemeinschaftlichen, bläserischen Übungsabenden teilzunehmen. Mit den kürzeren Tagen und zunehmend schlechtem Wetter fiel die Option draußen zu blasen für die letzten Aktiven weg. Nur vereinzelt gab es noch die Möglichkeit auf einem Saal oder in einer Halle zu üben. Und dann überschritt Ende Oktober 2020 der Landkreis Cuxhaven die Infektionsrate von 50 pro 100 000 Einwohner.
Da sich damit nur noch zwei Haushalte treffen durften, war ab Anfang November auch das Drinnen blasen, wo es räumlich noch Lösungen gab, vorbei. Es folgte unmittelbar der zweite Lockdown über die Weihnachtsfeiertage bis in den Januar dieses Jahres, weitere Monate ohne die Chance in einer Gruppe zu üben und damit mit Auswirkungen auf mögliche künftige erste Auftritte. Bevor wir einen kleinen Ausblick ins Jahr 2021 wagen, blicken wir zurück auf das Jagdhornblasen in unserer Jägerschaft, insbesondere vor der Corona-Pandemie. Immerhin fanden sich über viele Jahrzehnte regelmäßig vier B-Horngruppen und eine Es-Horngruppe zu Übungsabenden an unterschiedlichen Orten im nördlichen Landkreis Cuxhaven zusammen. Nicht nur um gemeinsam ins Jagdhorn zu stoßen, sondern auch, um mit den anderen mal etwas „Klönschnack“ zu halten(weitere Details, auch zu Übungsabenden hier).
Im Westen der Jägerschaft übt seit vielen Jahren die Jagdhornbläsergruppe Cuxhaven jeden Mittwoch traditionell im und Corona-bedingt über den Sommer, vor dem Schützenhaus in Oxstedt. Nachdem diese Gruppe vor zehn Jahren fast vor der Auflösung stand, hat sie sich innerhalb weniger Jahre erfreulich verjüngt und zählte zum Jahresbeginn 2020 nahezu 20 Bläser*innen. Ähnlich stark ist die Bläsergruppe Land Hadeln/Wingst, die bislang montags im Dorfgemeinschaftshaus/Wingst übt und sich ebenfalls in den letzten Jahren aufgrund des Angebots von Schnupperseminaren gut verjüngen konnte.
Über den letzten Sommer verlegte man aufgrund Corona in die Wingst oder auf eine Hofanlage in der Nähe von Belum. Die Gruppe Lamstedt/Nindorf hoffte im letzten Jahr nach Verlust ihres alten Übungsortes endlich wieder ihren regelmäßigen Übungsbetrieb in neuen Räumlichkeiten in Stinstedt aufnehmen zu können. Es fing gut an. Doch die Rahmenbedingungen um das Corona-Virus, lassen in dieser Gruppe, wie auch in der Gruppe des Hegering 3b keinen geordneten regelmäßigen Übungsbetrieb zu. Beide Gruppen, jeweils um die 12 Bläser*innen stark, befinden sich deshalb bereits seit letztem Frühjahr in einem vorgezogenen Winterschlaf.
Etwas besser hat es die Es-Horngruppe Land Hadeln/Cuxhaven getroffen, die bis zum Beginn des zweiten Lockdowns Anfang November 2020 mit ihren gerade vier Bläser*innen alle zwei Wochen im St. Michaels-Haus in Wingst üben konnte. Aufgrund ihrer geringen Gruppengröße musste sie nur bedingt pausieren. Darüber hinaus konnten sie mit den sechs Königshofener Jagdhornbläsern, mit denen sie gemeinsam als „Cuxland Parforcehornbläser“ auftreten, im Sommer auf dem Außengelände bzw. seit Oktober auf dem Saal der Gaststätte Stockfisch/Moorausmoor im zweiwöchigen Rhythmus weiter üben. Nachdem sich abzeichnete, dass die Hubertusmesse in Nordleda aufgrund Corona abgesagt werden musste, bot sich alternativ an, das von der Kirchengemeinde Nordleda geplante Erntedankfest am Sonntagvormittag des 4. Oktober auf dem Biohof Dorn in Nordleda musikalisch auszugestalten.
Die Corona-Pandemie macht uns Jagdhornbläser*innen schwer zu schaffen und es wird eine Weile brauchen, bis wir uns gemeinschaftlich nach Überwindung der Pandemie auf altem Niveau wiederfinden. Letztlich geht es uns losgelöst von finanziellen Aspekten, wie allen Kulturschaffenden, ob als Jagdhornbläser*in bei der Brauchtumspflege zum Beginn und zum Ende einer Gesellschaftsjagd oder in Vorbereitung und Umsetzung eines öffentlichen Auftritts, Jagdhornblasen ist zurzeit nicht angesagt; es fehlt damit auch das (Übungs-) Ziel. Es besteht Hoffnung, dass sich die „Corona-Lähmung“ mit Beginn dieses Frühlings langsam verflüchtigt. Es wird dann nicht einfach sein, mit dem Wiedereinstieg ins Jagdhornblasen. Letztlich muss die Lippenmuskulatur für unseren bläserischen Ansatz wie bei pausierenden Sportlern wieder trainiert werden, hat das Horn doch viele Monate sprichwörtliche in der Ecke gelegen. Es dürfte nicht sehr viele geben, die über die letzten Monate regelmäßig ihren Ansatz trainiert haben. Und dann ist Jagdhornblasen ja auch noch eine Art „Mannschaftssport“. Ergo: Es gilt sobald möglich alle Gruppenmitglieder wieder zu reaktivieren. Ein Schreckensszenario wäre, wenn die Pandemie für manche auch als Zäsur über das weitere eigene Jagdhornblasen begriffen wird und das Horn in der Ecke liegen bleibt. Ich hoffe nicht, warten doch die ersten Auftritte, wie der Jägertag Ende März schon auf uns, es sei denn auch dieser muss erneut verschoben werden. Aber irgendwann wird der „Spuck“ ja mal vorbei sein.
Ähnlich der Jagd stellt sich auch beim Blasen eine Passion ein, das Horn gemeinschaftlich, korrekt und mehrstimmig erklingen zu lassen. Darüber hinaus gibt es jedoch noch einen anderen gewichtigen Grund, warum viele Mitglieder unserer Jagdhornbläsergruppen zum Übungsabend kommen: Wenn nicht gerade ein öffentlicher Auftritt ansteht, steht auch die Pflege des sozialen Miteinanders im Mittelpunkt. In einer Gruppe kann man nochmals in gemeinsamen Erfolgen und Erinnerungen schwelgen sowie künftige Vorhaben gemeinsam planen. Die nächsten Monate werden es zeigen. Vorausschauend für dieses Jahr hat unser Landesjagdverband den ursprünglich für Juni 2020 geplanten Landeswettbewerb in Springe bereits vor wenigen Wochen von Juni 2021 auf Sonntag, den 19. Juni 2022 verschoben. Wieder ein nahendes Ziel weniger. Um so wichtiger ist es, sobald die Situation es mittelfristig wieder zulässt, dass alle Gruppenleiter ihre Gruppen dennoch reaktivieren, andernfalls könnte das „Überleben“ einer Gruppe gefährdet sein. Es gilt in diesem Zusammenhang ebenso zügig und pro-aktiv wieder Nachwuchswerbung/-Schulung zu betreiben. Als hilfreich haben sich unter anderem Schnupperkurse in der Mitte unserer Jägerschaft erwiesen, die seit Jahren von Guido Friederich/Cadenberge mit großem Engagement durchgeführt werden. Aufgrund meines Wohnsitzes am westlichen Rand der Jägerschaft in Cuxhaven, aus persönlichen Beweggründen und damit Guido sein Engagement frei innerhalb der Jägerschaft entfalten kann, habe ich kurzerhand, nach Abstimmung mit dem Vorstand, zum Jahreswechsel die Funktion des Bläserobmanns der Jägerschaft Land Hadeln/Cuxhaven e.V. mit meinem Stellvertreter Guido Friederich/Cadenberge einvernehmlich getauscht.
Wolfgang Mordhorst
Stv. Bläserobmann JLHC eV