Jedes Jahr im Frühling, wenn die Landwirte ihren ersten Schnitt machen, kommen unzählige Kitze, Bodenbrüter und Hasen ums Leben. Die Überschneidung der Setzzeiten mit der ersten Ernte bedeutet für viele Tiere den sicheren Tod. Von Mai bis Juni, wenn die Wiesen zum ersten Mal gemäht werden, kommt bei vielen Wildarten der Nachwuchs zur Welt. Besonders gefährlich für die jungen Wildtiere ist der natürliche „Drückreflex“ in den ersten Lebenswochen, denn er lässt sie regungslos in Deckung drücken, anstatt weg zu laufen. Im Hegering 2/ Revier Nindorf wurde im letzten Jahr eine speziell für die Problematik ausgerichtete Flug-Drohne angeschafft, mit der Jungtiere gesichtet werden können. Sie überfliegt ausgerüstet mit einer Wärmebildkamera, in über 60 Meter Höhe Felder und Wiesen und spürten schnell und zuverlässig junge Wildtiere auf.
Da laut Tierschutzgesetz und verschiedenen Gerichtsurteilen die Landwirte und Lohnunternehmer in der Pflicht stehen, gefährdete Flächen nach Wild abzusuchen, übernahmen das im letzten Jahr die Revierinhaber aus Nindorf selbst. Um die Finanzierung der Drohne zu ermöglichen, schlossen sich die Nindorfer Jäger und die örtliche Jagdgenossenschaft zusammen. Mit der Unterstützung der Bingo-Umweltstiftung und der Volksbank Stade/Cuxhaven konnte das Fluggerät mit dem entsprechenden Equipment angeschafft werden. Für den gezielten Einsatz wurden Drohnenpiloten ausgebildet. Jungjägerin Leonie Sticht, die kürzlich im Hegering 2 aufgenommen wurde, machte ihren Drohnenführerschein und hat inzwischen viele Flugeinsätze hinter sich. „Wir haben schon 35 Kitze retten können,“ erklärte die engagierte Jägerin. „Nicht selten steht der Retter nur einen Meter vor dem Kitz, kann es im hohen Gras aber nicht ausmachen – aus der Vogelperspektive mit dem Hightech-Gerät kein Problem,“ berichtete der 1. Vorsitzende der Nindorfer Jagdgenossenschaft Peter Tiedemann und merkte an, dass auch die Landwirte von dem Einsatz der Drohne profitieren. Die Verunreinigung des geschnittenen Grases und die Gefahr von Botulismus im Tierbestand konnte reduziert werden. Hegeringleiter Klaus-Dieter Hoops war mit der Rettungsaktion sehr zufrieden und dankte den Nindorfern für die geleistete Revierarbeit. Gleichzeitig zeichnete er Heino Springer und Werner Zuleger für 40-jährige Mitgliedschaft im Deutschen Jagdverband aus.
Elke Morjan/Armstorf
Foto: (von links) Peter Tiedemann, Leonie Sticht, Werner Zuleger, Heino Springer und Klaus-
Dieter Hoops.