30 Jahre erfolgreiches Wildtiermonitoring durch Jäger und Wissenschaft
Die Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. (LJN) initiierte im Jahr 1991 in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Wildtierforschung, dem heutigen Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (ITAW), die Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE). Flächendeckend werden seither jährlich Vorkommensdaten einer Vielzahl hier lebender Wildarten erfasst, wissenschaftlich evaluiert und ausgewertet – vom Feldhasen über das Rehwild bis hin zum Waschbär. Etwa 90 Prozent der Landesfläche Niedersachsens werden hierbei abgedeckt.
„Mit der Einführung der Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) im Jahr 1991 haben wir einen Paradigmenwechsel vollzogen, hin zu einer Erfassung der Lebendbesätze der Wildtiere. Eine Entscheidung die bundesweit zum Vorbild geworden ist. Wir sind stolz, dass wir mit unserem Projekt diesen Anstoß geliefert haben“, so Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, und weiter: „Die Wildtiererfassung ist eine Erfolgsgeschichte. Konstant hohe Beteiligungsraten von 80 Prozent und mehr der Reviere Niedersachsen belegen, wie wichtig den Jägerinnen und Jägern das Wildtiermonitoring und der Gedanke der Nachhaltigkeit sind.“
Langfristigkeit, flächendeckende Umsetzung und die hohe Qualität der Daten hob auch Niedersachsens Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, Barbara Otte- Kinast hervor: „Für die Landesregierung sind die Daten aus der Wildtiererfassung eine wichtige und zuverlässige Informationsquelle, auf die sie Entscheidungen stützen kann. Es ist ein einzigartiger Datenpool der nicht nur aufgrund der 30-jährigen Fortschreibung, sondern auch wegen seines umfassenden Artenkataloges und der wissenschaftlichen Begleitung seinesgleichen sucht“, so die Ministerin. Sie dankte den Jägerinnen und Jägern für ihr großes Engagement in diesem Bereich – dies leisteten sie freiwillig, ehrenamtlich und flächendeckend.
Gestartet mit 5 Tierarten und 26 Fragen im Jahr 1991, umfasst die jährliche WTE-Abfrage mittlerweile durchschnittlich 35 Arten und einen Katalog von etwa 150 Fragen. Jahr für Jahr erfassen Jägerinnen und Jäger dabei über Zählungen und Bestandeinschätzungen einheimische Arten wie Rebhuhn, Fasan oder Feldhase sowie Vorkommensdaten zu den Schalenwildarten, z.B. dem Reh- und Rotwild, aber auch zu neu hinzugewanderten Arten wie Marderhund, Mink, Waschbär oder Nutria. Neben jährlich und turnusgemäß abgefragten Wildarten, kommen in jedem Jahr speziell ausgewählte andere Arten hinzu. Zusammengeführt und ausgewertet am ITAW, lassen sich so wissenschaftlich fundierte Aussagen zu Vorkommen und Besatzentwicklung dieser mArten treffen. Aber auch über die Populationsentwicklungen hinaus, liefern die Daten aus der WTE wichtige Grundlagen – so auch für Wissenschaft und Forschung:
„Die Verknüpfung der WTE-Daten mit verschiedenen Umweltfaktoren erlauben Rückschlüsse auf Ursachen möglicher Bestandsveränderungen wie Krankheitsausbrüche oder Veränderungen des Lebensraumes. Wir erhalten so eine valide Grundlage nicht nur für Forschungsprojekte, sondern auch für Zustandsbeschreibungen in unserer Kulturlandschaft. Die Wildtiererfassung leistet damit einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz und den Erhalt der Biodiversität“, so Prof. Dr. Ursula Siebert, Leiterin des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Nach ihrem Start hat sich die WTE schnell flächendeckend in Niedersachsen etabliert und ist zur Blaupause auch vieler anderer Wildtiermonitoringprogramme geworden, unter anderem auch für das im Jahr 2001 gestartete bundesweite Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD), des Deutschen Jagdverbandes. Andere Bundesländer wie beispielsweise Bremen, Schleswig-Holstein, Thüringen oder Sachsen-Anhalt folgten und etablierten vergleichbare Erfassungssysteme auf Länderebene.
Die Wildtiererfassung Niedersachsen (WTE) wird von Beginn an gefördert mit Mitteln der Jagdabgabe des Landes Niedersachsen. Ebenfalls seit Anbeginn ist das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (ITAW) mit der wissenschaftlichen Auswertung der Daten betraut.